Wir waren im Urlaub. Mit 2 Kindern. Und wir haben es ohne größere Blessuren überlebt. Alle.
Glück gehabt oder muss Urlaub mit Kindern gar nicht SO schlimm sein?
Müsste ich dem kürzlich auf stern.de erschienen Artikel Was sich im Urlaub mit Kindern verändert glauben, hätten die letzten 14 Tage die furchtbarsten dieses Sommers werden müssen. Und auch die Huffington Post schrieb nur einen Tag nach dem Stern Artikel Wie ein Urlaub aussieht, bevor Sie Kinder haben und wie danach. Gruselig zu lesen. Und es stellt sich einem automatisch die Frage, wie man überhaupt auf die abenteuerliche Idee kommen kann, seine Kinder mit in den Urlaub zu nehmen?
Nunja, ich will weder Ammenmärchen erzählen, noch Horrorszenarien ausmalen. Natürlich ist ein Urlaub mit Kindern nicht mehr der gleiche, den man als kinderloses Paar erlebt hat. Gerade was die Zweisamkeit betrifft. Aber er ist nicht weniger schön oder erholsam. Und das ganze Leben mit Kindern ist schließlich auch nicht mehr im Ansatz mit dem vergleichbar, wie man früher gelebt hat. Wer darüber überrascht ist, sollte bitte hier aufhören zu lesen und stattdessen zur leichteren Lektüre aus dem Hause “Im Himmel ist Jahrmarkt” greifen.
Zugegeben – wir haben Glück. Unsere Kinder sind pflegeleicht und offenbar auch urlaubstauglich, verhalten sich in der Öffentlichkeit unauffällig und – dafür danke ich dem Herrgott auf Knien – schlafen (mittlerweile) lange. Nein, sie sind nicht aus dem gröbsten raus. Sie sind erst 4 Jahre und 6 Monate alt.
Unser morgendliches Kuscheln – so zwischen 10 und 11 Uhr natürlich. |
Ich hatte gar keine Erwartungen an unseren Urlaub. Wir sind durch die Terminverschiebung der OP so spontan gefahren, dass ich mich einfach nur über den Tapetenwechsel so kurz vor dem großen Eingriff gefreut habe. Am Ende war es dann tatsächlich erholsam. Anders irgendwie als bisherige Urlaube, da man sich bei 2 Kindern meistens aufteilt oder beide nimmt, um dem anderen genügend Möglichkeiten zur Erholung zu geben. Damit blieb die Zweisamkeit irgendwo hinter dem Deich bei den Schafen zurück. Dafür hatten wir unvergessliche Momente mit den Kindern. Und geht es denen gut, ist man selbst auch glücklich.
Papa und Tochter |
Aus sicherer Quelle weiß ich, dass nicht nur die Große ihren Spaß darauf hatte! |
1. Der Ton macht die Musik. Oder wie ich sage: Das Ziel entscheidet über den Erfolg des Urlaubs.
Wir waren in Holland. Genauer: Auf einem Campingplatz in einem kleinen friesischen Städtchen direkt am Ijsselmeer. Wir haben nicht in einem Zelt übernachtet. Und auch in keinem Wohnwagen. Wir haben ein Mobilheim gemietet. Sieht von außen aus wie ein überdimensional großer Wohnwagen, ist aber von innen aufgebaut und eingerichtet wie ein Ferienhaus. Und nein: Wir haben das Urlaubsziel nicht an die Tatsache angepasst, dass wir mit 2 Kindern verreisen.
Wir hätten natürlich auch in ein tolles Hotel fliegen können, in dem man sich um nichts kümmern muss, aber ich bezweifle, ob der Urlaub dann genauso entspannt geworden wäre.
2. Im Urlaub gelten die gleichen Gesetze wie zu Hause: Ist man entspannt, sind es die Kinder auch.
Und entspannt ist man bekanntlich, wenn man sich wohlfühlt. Ich fühle mich in Holland zu Hause, habe zusammengerechnet Jahre meines Lebens dort verbracht. Ergo bin ich dort auch sehr entspannt. Möglicherweise entspannter als im Alltag zu Hause. (Wer mir von den Miturlaubern an dieser Stelle widersprechen möchte, hat ausdrückliches Redeverbot!) Und das färbte auch auf unsere Kinder ab. Das bilde ich mir wenigstens ein.
Ein seltenes Foto in diesem Urlaub. Wir 4 zusammen. |
3. Zu den Mahlzeiten sitzen alle am Tisch. Und sonst leben und leben lassen.
Das wichtigste Familienritual haben wir aber auch im Urlaub eingehalten:
Zum Frühstück und Abendessen sitzen wir gemeinsam am Tisch.
Aber ansonsten haben wir unseren Urlaub phasenweit getrennt miteinander verbracht. Das große Kind verließ den elterlichen Sicht- und Einflussbereich, um bei der restlichen Familie im Mittelpunkt zu stehen oder ganz banal mit anderen Kindern zu spielen. Der Mann verließ den Sicht- und Einflussbereich der Ehefrau, um mit deren Cousins beim Fußballspielen oder Baden zum 12-jährigen Bengel zu mutieren. Und ich habe die verführerische Ruhe genossen, wenn Mann und Kind 1 Zeit miteinander verbracht haben. Sei es bei einem guten Buch in der Sonne oder bei einem abendlichen Spaziergang mit Sonnenuntergang am Strand.
Ruhe und einfach mal abschalten |
4. Im Urlaub wird gemacht, worauf wir Lust haben!
Das Zauberwort heißt tatsächlich WIR. Und WIR bedeutet dabei nicht automatisch, dass wir die Dinge auch zusammen unternehmen, wie man oben lesen kann. Wenn ich meinen ganzen Urlaub damit verbringen würde, das zu tun, was meinen Kindern Spaß macht (in unserem Fall der Großen), hätte ich Schwimmhäute zwischen den Zehen, Sand unter den Nägeln und bunte Kreide an den Fingern. Nicht zu vergessen die vielen blauen Flecke von dem wilden Geturne auf dem Klettergerüst. Ich müsste täglich neben ihrem Fahrrad her joggen (man stelle sich nur mal vor, wohin das führt) und müsste mein Geld für Spielzeug statt für essentiellere Dinge ausgeben. Bei uns durfte jeder das tun, was er wollte – dem Familienfrieden zu nutze. Ich-hechte-neben-dem-Fahrrad-der-Tochter-her-Joggingeinheiten und sinnloses Spielzeug gab es natürlich trotzdem, genau wie Spielplatzausflüge, bei denen ich das älteste Familienmitglied AUF dem Klettergerüst wiederfand.
Ähnlichkeiten mit mir angetrauten Personen sind rein zufällig! |
5. In den Tag hinein leben… Oder: Im Urlaub ticken die Uhren anders!
Kinderlos hat so jeder Urlaubstag begonnen. Ausschlafen, irgendwann mal was essen und einfach schauen, was sich so ergibt. Nunja, selbst mit Kindern war das in unserem Urlaub nicht anders (was mich zugegeben immer noch stutzig macht!). Die Große war vor 9:30 Uhr nicht aus dem Bett zu kriegen. Und die Kleine schlief nach einer kurzen Wachphase auch friedlich weiter. Paradiesisch! Einziger Unterschied zu früher: Mein Mann teilte sich das Doppelbett mit der Großen und ich schlief mit Kind 2 im Kinderzimmer. Finde den Fehler versus eigentlich ganz entspannend.
Frühstück, während andere zur Mittagssuche aufbrachen, rumdösen am Strand oder ein Nachmittagsschläfchen auf der Sonnenliege. Abendbrot zu südeuropäischen Zeiten und Bettruhe für das große Kind wenn es eben eingefangen war. 22 Uhr? 23 Uhr? Völlig egal. Ist ja Urlaub. Und ich habe mich zwischendrin immer wieder gefragt, warum all das mit Kindern nicht möglich sein sollte.
Mittags halb 12 in Holland – Zeit für Frühstück |
6. Es gibt Dinge, die ändern sich mit der Zeit… Andere nicht.
So zum Beispiel der obligatorische Besuch im städtischen Krankenhaus. Alle Jahre wieder… Ich glaube, jeder aus meiner Familie hat dort bereits eine Krankenakte. Hauptdarsteller in diesem Jahr: Kind 1, die nach einem halben Urlaubstags am ganzen Körper Ausschlag hatte und ich mich panisch fragte, warum um alles in der Welt ich sie gegen sämtliche Kinderkrankheiten habe impfen lassen… Aber es stellte sich zum Glück sehr schnell raus, dass sie offensichtlich nur eine allergische Reaktion hatte.
Das Wartezimmer im Krankenhaus fand nicht nur die Große spannend! |
Seltsamstes Erlebnis ist und bleibt aber der Disco-Besuch. Wo ich noch vor einigen Jahren nicht von der Tanzfläche zu kriegen war und Nächte meines Urlaubs durchtanzte, saß ich nun am Rand und sah meinem Kind zu, das fröhlich umherhopste. Und wir Eltern der glücklich glucksenden Kinder lächelten uns tapfer, aber auch amüsiert zu. Denn vor einigen Jahren haben wir gemeinsam auf dem gleichen Boden getanzt und teils gemeinsam unseren Sommer verbracht. Und plötzlich begleiten wir unsere Kinder dorthin. Ein komisches Bild. Einige Dinge ändern sich eben doch mit der Zeit.
Und nun heißt es AUGEN ZU UND DURCH. In 10 Tagen ist die OP.
plumpine
08/08/2014 at 20:46 (10 Jahren ago)Liebe Jessika,<br /><br />das hast Du toll geschrieben! Da freue ich mich doch gleich noch viel mehr auf unseren Urlaub.<br /><br />Für die OP wünsche ich Euch alles Gute!<br /><br />Liebe Grüße,<br />Andrea
Anonymous
13/08/2014 at 20:08 (10 Jahren ago)Liebe Jessika,<br />das ist schön, dass ihr euren Urlaub so genießen konntet.<br />Ich bin eine stille Mitleserein und gucke immer wieder auf deine Seite. Deine Einträge berühren mich sehr.<br />Ich wünsche euch für die OP alles Liebe und Gute. Kraft, Zuversicht, Geduld. <br />Möge wer oder was auch immer da oben euch beschützen.<br />Liebe Grüße Sandra
Anja
14/08/2014 at 09:11 (10 Jahren ago)Liebe Jessika, ich habe deinen Blog gerade entdeckt und finde ihn einfach großartig. Besonders dein Schreibstil gefällt mir gut. Schön, dass ihr einen so wunderbaren Urlaub hatter u da stimme ich dir zu… es ist zwar ein anderer Urlaub als ohne kinder, aber keineswegs schlechter. Selbst allein mit zwei Kindern habe ich mich erholt u die zeit genossen. Ich wünsche euch alles gute für die
kevmijulyansan
15/08/2014 at 15:41 (10 Jahren ago)sehr schöne bilder und auch geschrieben.man muss das beste aus dem urlaub immer raus nehmen und auf die kinder eingehen ,dann wird es auch wunderschön 😉
kevmijulyansan
15/08/2014 at 15:42 (10 Jahren ago)alles gute zur op