Gastartikel: Der Wunschzettel

Der heutige Gastartikel kommt von Mama notes und dreht sich um das für Eltern oft leidige Thema Wunschzettel.
Emma hat ihren Wunschzettel auch schon fertig gemacht und vergangenen Samstag wurde er vom Weihnachtsmann persönlich abgeholt. Das ist eine alte Tradition, die ich schon aus Kindertagen kenne.
Spannend finde ich, wie unterschiedlich allein diese Tradition in den verschiedensten Ecken Deutschlands gehandhabt wird. So zum Beispiel auch im folgenden Beitrag.

Der Wunschzettel

Zum Weihnachtsbrauchtum meiner Kindheit gehört neben Engelchen, Tannenzweigen, Kerzen, Plätzchen und Weihnachtsliedern auch der Wunschzettel! Der Wunschzettel ist etwas besonderes, denn er ist eng verschlungen mit dem Zauber, der in Weihnachten steckt: Das Christkind! Die Engelein! Die Himmelswerkstätten!!! – Wie Ihr ja sicherlich alle wisst, gehen das Christkind und die Engelein in der Vorweihnachtszeit von Haus zu Haus, von Fensterbrett zu Balkon zu Terrasse, um die dort ausgelegten Wunschzettel der Kinder einzusammeln. Oben in den Himmelswerkstätten schwirren die Engelchen umher und helfen dem Christkind, alle Wünsche zu erfüllen und das Spielzeug herzustellen.
Ich muss zugeben, dass sich die Himmelswerkstätten im Laufe meiner Kindheit vor meinem geistigen Auge zu Weihnachtseinkaufstouren veränderten.
Meine Mutter hat den Begriff, “ich habe eine Verabredung mit dem Christkind” geprägt. Das bedeutet, sie hatte  Weihnachtsvorbereitungen zu erledigen. Wir Kinder fanden das natürlich immer sehr aufregend und sahen sie gemeinsam mit einem weiß gekleideten, fliegenden Engel mit goldenen Haar die Kö herunter hechten und durch die Altstadt laufen.
Heute bin ich die Mama und wenn ich die Gelegenheit hätte, in der Weihnachtszeit mal alleine die Kö herunter zu hechten, ich schwöre Euch, vor meinem geistigen Auge würde der goldgelockte Engel über mir schweben.

Das Wünschen 

Soweit also meine überaus emotional gefärbten Kindheitserinnerungen an Wunschzettel und Christkind.  Als ich am Morgen des 2. Advents die Wunschzettelproduktion vorschlug, war Kind1 hocherfreut. Ein Leuchten in ihren Augen. “AU JA! KANN ICH DA AUCH DRAUF SCHREIBEN; DASS ICH EINE BAAAABIE WILL?!” schrie sie und hüpfte auf unserem Bett, dass der Kaffee in meiner Tasse überschwappte.
Äh ja klar. Die Barbie. Wer bei mir schon mal reingelesen hat, weiß, dass ich die Barbie im Kindergartenalter noch für ziemlich zu früh halte. Ich möchte mein Mädchen und auch den Jungen davor bewahren, durch Rollenzuweisungen, Körpernormen oder sonst was eingeengt zu werden. Aber wie zu erwarten, ereilt mich die Realität früher als ich mir das wünschte. Das Kind wird durch die Kita angefixt. “Die Mathilda hat auch eine Barbie!”
Ich schlucke tapfer alle Entgegnungen herunter und antworte: „Ja, klar, das darfst Du dann drauf schreiben.“ Und ich lächle dabei. Ick schwör’! Oberste Wunschzettelregel ist nämlich: Wünschen darf man alles. Bekommen halt nicht. Ich beispielsweise habe nie ein Pferd bekommen, auch kein Pony. Barbies allerdings schon, aber da war ich 7, nicht 5.  (Auch mit 7 finde ich die Barbie scheußlich für die Entwicklung von Körpergefühl und Genderfreiheit, aber das ist ein jetzt zu weit führendes Thema.)
Die Kinder sitzen also am Couchtisch und malen. Die Wünsche von Kind1, die sie mir in den Buntstift diktierte: 

–    eine Puppe, die Meerjungfrau ist und Ballett kann (Häh?)
–    Kleider für die Puppe, die Meerjungfrau ist und Ballett kann
–    Puppenkleider für ihre Puppe
–    Puppenwagen 

Wo war Barbie? Die Wünsche wechseln innerhalb von Stunden! Juhu! Natürlich freute ich mich zu früh. Meine Google Recherche „Puppe Meerjungfrau“ ergab: Volltreffer Barbie Mermaid Dingsbums. Hmpf. 

Perfektionismus in seiner frühen Form

Das Kind sollte nun also malen, damit der Wunschzettel auch von ihr fabriziert ist. Sie malte Gesichter, Männchen und dann wollte sie Mickey Mouse malen. Kennt sie auch aus der Kita, nicht von uns. Mickey Mouse gelang ihr nicht. Auch mit meiner Unterstützung sah das Gesicht mit den großen Ohren nicht nach Mickey aus. Kind wütete und zerknüllte schließlich den ganzen Wunschzettel und schmiss ihn in den Papierkorb! Nun wurde geschmollt: „Alles ist doof!“ Sie schmollte, alles sei doof, sie könne das nun mal nicht und wäh! Nichts konnte sie aufmuntern oder beruhigen, um nichts in der Welt wollte sie noch mal einen Wunschzettel malen.  

 

Wir haben immer noch keinen Wunschzettel. Morgen kommt eine Freundin von ihr zu Besuch, vielleicht kann man da ja eine Malaktion machen? Ich würde ungern auf den Wunschzettelbrauch verzichten. Immerhin standen auch Puppenkleider und Puppenwagen drauf, irgendeine Legitimation brauche ich, denn wenn es dabei bliebe, wäre es gut. Das hätte ich nämlich schon. Und bei dem Perfektionismus, der hier plötzlich auftaucht, gibt es schon gar keine Barbie. Das fällt ja auf fruchtbaren Boden!

Wunschzettelproduktion also für morgen geplant. Ich melde mich, wenn neue Wünsche zutage treten sollten. Drückt mir die Daumen für den Puppenwagen… 😉

1 Kommentar on Gastartikel: Der Wunschzettel

  1. Anonymous
    13/12/2014 at 14:03 (10 Jahren ago)

    Bei uns gibt es den Weihnachtsmann, und der wohnt zusammen mit dem Nordpolarbären, den Rentieren und einem Haufen Wichteln am Nordpol. Unter seinem Haus produzieren die Wichtel die Geschenke.<br /><br />Und weil der Weihnachtsmann sehr gute Verbindungen zum Nikolaus hat – ich vermute von frühester Kindheit an, dass sie eng verwandt sind (wegen der Ähnlichkeit) – bringt der Nikolaus dem

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