Letztes Wochenende waren wir an der Ostsee. 4 Tage raus aus Berlin, raus aus dem Alltag und rein in eine sonnige Ostseestrand-Idylle.
Unsere Reise ging nach Karlshagen auf Usedom. Selbst wenn es nur 4 Tage waren – die Packerei mit 2 Kindern gleicht immer der für einen 4-wöchigen Aufenthalt. Während die Große ungefähr 85% ihres Spielzeuges einpackte (von dem sie natürlich am Ende nur mit 5% spielte – und das ist schon großzügig aufgerundet!), musste für die Kleine allerhand Notwendiges mit – Überwachungsmonitor, Elektroden, Medikamente, Flaschen, Milch, Löffel, Brei, Schlafsack, Kinderwagen… Dass der Kofferraum natürlich schon nach dem Kinderwagen voll war, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Und dass wir diesen (zumindest die Wanne) gar nicht benutzt haben, sollte ich besser nicht erwähnen.
Unser Kurzurlaub war eine Flucht. An unserem 5. Hochzeitstag, DEM Tag, 1 Jahr nach der Diagnose Herzfehler, wollte ich nicht in Berlin sein. Manchmal ist Flucht tatsächlich die beste Medizin.
Für mich waren die 4 Tage unheimlich entspannend. Ohne Laptop… (er reiste zwar mit, aber blieb wo er war – in der Tasche). Ich hatte das Gefühl, nach langer Zeit mal wieder abschalten zu können. Ich war sogar so gelassen, dass es mich selbst schon wieder ein wenig wunderte.
Die Unterkunft
Wir wählten das Usedom Bike Hotel & Suites für unseren Aufenthalt aus und wohnten in einer großen, modern eingerichteten Ferienwohnung, die die komplette untere Etage eines Einfamilienhauses war. Die Anlage (nur 100m vom Strand entfernt) besteht aus einem Fahrradhotel sowie mehreren Einfamilienhäusern, in denen jeweils 2 Ferienwohnungen sind. Letztere eigenen sich hervorragend für einen Urlaub mit Kindern. Das Personal war ausgesprochen kinderfreundlich und zuvorkommend, sowohl im Restaurant als auch beim spontanen sich über den Weg laufen.
Karlshagen ist ruhiger gelegen als die bekannteren Ostseebäder auf Usedom. Allerdings, so mein Eindruck, hat es den breitesten und schönsten Strandabschnitt der Insel.
Kaufen wir uns heute wieder einen Strandkorb?
Wir haben die meiste Zeit, wie sollte es an der Ostsee auch anders sein, am Strand verbracht. Ahlbeck, Zinnowitz, Karlshagen. Und an jedem neuen Tag fragte unsere Große beim Betreten des ersten Sandkorns “Mama, kaufen wir uns heute wieder einen Strandkorb?” Und so taten wir. Erstaunlicherweise (für den Papa, ich fand das eher amüsant) musste ich in Ahlbeck für einen Strandkorb nur 5€ statt 8€ bezahlen. Als ich 10 Minuten später erneut vor dem Strandkorbvermieter stand und einen zweiten wollte, bekam ich den sogar für 4€. Netter Mensch. Wirklich! Der Papa musste einen Tag später in Zinnowitz vor den Strandkorbvermieter treten. Er nahm diesmal gleich 2 und war 14€ ärmer. So spielt das Leben… Nächstes Mal erledige ich das besser wieder… 😉
Buddelsachen kann man nie genug haben!
Während ich mit der Großen im schönsten Sonnenschein in Ahlbeck am Strand saß (ich im Strandkorb, sie im Sand, mit den Händen Kreise um sich ziehend) und wir über das Leben philosophierten, zog der Papa mit der Kleinen auf dem Asphalt der Strandpromenade seine Kreise (und besorgte dabei Brötchen und Käse und Kräuterbutter…).
Das neu gekaufte Buddelzeug, war natürlich noch unten im Kinderwagen drin. Richtig gelesen: Neu gekauft. Es ist ja nicht so, dass wir nicht gefühlt 100.000 Buddelförmchen, Eimer und Schippen hätten. Nein…!
Zu unserer Verteidigung muss ich anmerken, dass wir sogar noch so schlau waren und von zu Hause in allerletzter Sekunde Buddelsachen ins Auto geschmissen haben. Blöd nur, wenn die weiter im Auto liegen, während sich die Reisegruppe langsam in Richtung Strand bewegt. Aber Ostseebäder sind ja clever und bestens auf derartige Vorfälle vorbereitet. 12€ später waren wir also Besitzer eines lila Filly Buddeleimers mit 2,5 Förmchen, einem Sieb und einer Schippe. Nein, das normal bunte Buddelzeug durfte es nicht sein. Natürlich nicht! Hätte preislich auch keinen Unterschied gemacht. Immerhin durfte das restliche Inventar des strandnahen Spielzeugladens da bleiben wo es war. Glück gehabt!
In dem Zuge kam uns eine neue, wirklich vielversprechende Geschäftsidee: Wir verkaufen Buddelzeug mit Aufdrucken und Schriftzügen vom jeweiligen Urlaubsort. Ihr wisst schon: Wie die Magnete oder all die anderen Urlaubs-Souveniere. Positiver Nebeneffekt: Man kann sich immer wieder lächelnd davon erzählen, wo man diesen und jenen Eimer gekauft hat… “Weißt du noch, damals in Ahlbeck, als du die Tüte mit dem Buddelzeug im Auto vergessen hast und wir deswegen diesen tollen Eimer hier gekauft haben. Schön ist er, findest du nicht auch?”
Mamaaaaa, aaahhhh aaaahhhhh aaaaauuuuuuuuaaaaaa
Zurück im Text. Ich also im Strandkorb, ziemlich glücklich bei Sonnenschein und Wellenrauschen, die Große im Sand. Gedankenverloren mit den Händen buddelnd. (*Der Spannungsbogen baut sich auf). Plötzlich panische Schreie des Kindes. Sie rennt auf mich zu, schreit, brüllt, streckt mir ihre Hand (schreiend!) entgegen und da sehe ich’s: Eine Wespe steckt mitten in ihrer Handinnenfläche. Ohje, selber ruhig bleiben war bei dem Anblick gar nicht so leicht. Am Ende hatten wir das Ding raus. Erst die Wespe, dann den Stachel. Zum Glück schrie mein Kind schon, bevor ich versuchte sie von dem Vieh zu befreien. Sie schluchzte herzzerreißend. Und so saßen wir dann, sie auf meinem Schoß an mich gekuschelt im Strandkorb und warteten auf den Papa, der neben Brötchen, Käse und Kräuterbutter nun auch eine Zwiebel kaufen durfte…
Multifunktionsstrandkörbe
Ich erwähnte ja bereits, dass die Ostsee eine sehr entspannende Wirkung auf mich hatte. Während ich, als die Große noch ein Baby war, ohne Wickel- und Brei-/Milch-Warmmach-Möglichkeit am Rande eines echten Nervenzusammenbruchs gewesen wäre, wurden die Pampers der Kleinen einfach im Strandkorb gewechselt. Es soll ja schließlich Luft an den Po. Ihre Milch trinkt sie ja so gut wie immer “kalt” (also bei Umgebungstemperatur), aber diesmal gab es auch den Brei ohne ihn vorher erwärmt zu haben. Funktionierte. Bestens sogar. Strandkorb 1 war also abwechselnd Wickeltisch, Schlaf- und Futterstation, während Strandkorb 2 zum Spielen und picknicken genutzt wurde. Keep it simpel.
Amy und die Wildgänse a.k.a. Der Rattenfänger von Hameln
So verbrachten wir also unsere Tage. Am 4. und letzten Tag spazierten wir (das Auto war bereits wieder vollgepackt) am Strand Richtung Trassenheide. Diesmal mit dabei: Buddelzeug! Das brauchten wir allerdings gar nicht, da die restlichen Brötchen vom Frühstück viel interessanter waren. Die Große schmiss einen Krümel in die Luft und schon kamen unzählige Möwen (und 3 freche Raben – oder waren es Krähen?) angeflogen. Ihr Wurftalent hat sie eindeutig von mir geerbt. Aber das störte weder sie noch die Möwen. Dank ihrer sozialen Ader wurden auch jene Vögel bedacht, die meistens leer ausgingen, weil zu faul oder zu langsam oder zu doof. Wir wateten mit dem Kinderwagen durch den Sand, während Kind samt Brötchen 10 Meter hinter uns, aber strammen Schrittes, lief. Ihr folgend eine ganze Schar Möwen und was da sonst noch so rumflog. Blieb sie stehen, wartete ihr Gefolge. Setzte sie sich mit dem Brötchen wieder in Bewegung, folgte ihr der gefiederte Hofstaat auffällig. Es war wie eine Kreuzung aus Amy und die Wildgänse und dem Rattenfänger von Hameln.
Gott sei Dank haben wir das Kind ohne ihre neuen Freunde ins Auto bekommen, seelig von 4 sonnigen Tagen an der Ostsee…